Freitag, 6. März 2015

Begreift ihr meine Liebe?


Heute ist es wieder so weit:
1. Freitag im März! Na und? Na klar! Der 1. Freitag im März ist für Frauen, die bei Kirchens nicht nur ihren kleinen Suppenteller kennen, sondern auch darüber hinaus blicken ein ganz wichtiges Datum.



Heute ist Weltgebetstag der Frauen!
Na und? - Diese Reaktion kenne ich. Dabei wird völlig unterschätzt, welche Dynamik und welche Größe in diesem Tag stecken. Also von Anfang an:
Der Weltgebetstag der Frauen wird jedes Jahr am 1. Freitag im März gefeiert auf der ganzen Welt.
Jedes Jahr bereitet ein anderes Land die Liturgie des Gottesdienstes vor. Und alle mitfeiernden Frauen ( und Männer - ja, die dürfen auch kommen und gerne mitbeten - das schadet denen nämlich gar nicht!) sind eingeladen, diese Liturgie um den ganzen Globus mitzufeiern. Das muss man dann sich so vorstellen, dass bereits morgens beim Aufwachen schon die ersten Gottesdienste irgendwo auf der Welt gefeiert werden - und Abends beim Einschlafen, gibt es sicher auch noch einen Ort, wo dieser Gottesdienst gefeiert wird. Das alleine reicht bei mir schon aus, um mir regelmäßig eine Gänsehaut zu produzieren, wenn ich daran denke.

Heute also kommt die Liturgie von den Bahamas.
Titelbild zum Weltgebetstag 2015 von den Bahamas
"Blessed", Chantal E. Y. Bethel/ Bahamas
Rechte: Weltgebetstag der Frauen - Deutsches Komitee e.V.

Da soll einer sagen, Kirche bildet nicht.
Wusstet Ihr auswendig, aus wieviel einzelnen Inseln die Bahams bestehen? Oder wie die Verteilung von den unterschiedlichen Konfessionen auf den Bahams ist? Oder wie die Bahamas zu ihrem Namen kamen? Oder was die großen Probleme der Frauen auf den Bahamas sind? Mehr als eine Frage mit Nein beantwortet? Dann wäre der Weltgebetstag heute für dich dran.
Denn neben dem Beten geht es auch darum zu informieren. Deshalb gehört zu jedem Weltgebetstag eine Vorstellung des Landes, ja nach Vorbereitungsgruppe mal ausführlicher, mal weniger, mal mit Bildern, mal mit Landkarten.... ganz kreativ. Und in den Gottesdiensten geht es ganz konkret um die Sorgen und Nöte der Frauen, aus deren Land die Liturgie kommt.
Für mich war es sehr erschreckend zu lesen, dass die Bahamas die höchste Vergewaltigungsrate von Frauen weltweit hat. Das wusste ich vorher nicht!
Auch die Zahl der Teenager-Schwangerschaften ist entsprechend groß. Gut, dass es hier Projekte gibt, die sich darum kümmern, dass Mädchen trotz Schwangerschaft und Mutter-Sein ihren Schulabschluss machen können.
Häusliche Gewalt an Kindern und Frauen ist an der Tagesordnung auf den Bahamas.
Wie gut, dass die Frauen des Weltgebetstagskomitees auf den Bahams diese Schattenseiten klar und deutlich benennen. Jetzt kann ich gezielter für diese Frauen beten.

Aber nicht nur an den Sorgen und Nöten lassen uns die Schwestern von den Bahams heute teilnehmen, wir werden auch mit ihnen Gott loben und danken - für die Schönheit ihrer Inseln, für die Vielfalt der Pflanzen, für die Menschen, die sich schon für andere einsetzen. Auch die Sonnenseite hat ihren Platz in diesem Gottesdienst.

Im Mittelpunkt des heutigen Gottesdienstes steht dann der Bibeltext aus Johannes 13, wo Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht und die Frage: Begreifen wir seine Liebe?
Können wir fassen, was Jesus für uns tut, wenn er unser Diener ist? Will ich mich von Jesus bedienen lassen - oder bin ich nicht viel zu stolz, um zu sagen, ich brauche deinen Dienst an mir?
Ich predige gerne von der Gnade Gottes und bin selbst oft so ungnädig zu mir selbst. Sich von Gott dienen lassen, ist auch eine Form Gottes Gnade anzunehmen.

Und wir werden eine Kollekte einsammeln. Das ist für eine Methodistin wie mich eigentlich nichts besonderes. Schließlich sagte schon unser Kirchenvater John Wesley: Gib so viel du kannst.
Für mich ist es trotzdem immer wieder ergreifend, wie sich die geschwisterliche Solidarität auch in der Kollekte des Weltgebetstages ausdrückt. Jedes Mal wird bei uns eines der vielen Weltgebetstags-Projekte besonders vorgestellt, die alle sehr auf Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe ausgelegt sind. Und dann öffnen die Frauen und Männer in der Kirche ihre Geldbeutel, und wir sehen, wie viel geschehen kann, wenn wir informiert beten.
Es ist auch eine Form Danke zu sagen, für die wundervollen Liturgien, die uns die Schwestern aus ihren Ländern schenken.

Am Ende werde wir nach dem Gottesdienst noch zusammensitzen bei Tee und leckeren Gerichten von den Bahamas. Wir werden lachen und reden, uns aneinander freuen und miteinander feiern.

Danke euch Schwestern auf den Bahamas, in den Weltgebetstagskomitees auf der ganzen Welt  und in der Ökumene hier vor Ort. Mir würde etwas fehlen, wenn dieser erste Freitag im März ein ganz normaler Freitag wäre!
Habt einen gesegnenten Weltgebetstag!