Montag, 30. November 2015

Feenstaub

2. Tag


Manchmal wünschte ich mir, ich könnte Feenstaub über diese Erde streuen - dort wo es gerade besonders nötig ist.
Ich würde tief in die Schale greifen und dann einfach losstreuen:

bei der Familie, die gerade gar nicht mehr miteinander klar kommt.
bei den Freunden, die sich zerstritten haben und nicht mehr den gemeinsamen Ton treffen.
bei der Familie, die mit ihrem Kind mitten in einer Chemotherapie stecken.
bei den Flüchtlingen in der Notunterkunft, die immer noch nicht am Ende ihrer langen Flucht sind - auch wenn sie erstmal in Sicherheit sind.
bei den Ehrenamtlichen, die sich so engagieren und immer wieder an ihre Grenzen stoßen.
bei den Menschen in den Behörden, die mit der Aufarbeitung der Anträge für Asyl nicht nachkommen.
bei den Menschen, die so Angst haben vor dem, was durch die Flüchtlinge auf uns zu kommt und die sich nicht anders zu helfen wissen, als mit Hass und Zorn darauf zu reagieren...
bei....
Ach - es gäbe so viele Stellen, wo wir etwas Feenstaub bräuchten.
Aber Feenstaub gibt es leider nicht. Das wissen wir alle!
Was also tun? 
Resignieren? Augen verschließen? Einen auf "heile Welt" machen?

Da fällt mir diese Christbaumkugel in die Hände und sie erinnert mich daran, auf was wir in den nächsten Tagen zugehen.
Es ist Advent - Zeit sich vorzubereiten auf das Fest, an dem Gott uns ganz, ganz nahe kommen möchte. "Das Licht scheint in der Finsternis" schreibt Johannes in seinem Evangelium. Ob ich es sehen und entdecken kann?
Diese Kugel ist so zerbrechlich und durchsichtig und glitzert. Sie wird mir zum Bild.
Ich bin gespannt, wo in den nächsten Tagen mir Gottes Leuchten begegnet:
vielleicht bei einer Tasse Kaffee mit einem Menschen, der einfach ein Ohr braucht.
vielleicht bei der Ausgabe von Kleidern an einen Flüchtling, der nur eine einzige Hose besitzt.
vielleicht bei einem Lächeln, das ich einem Menschen schenke, der griesgrämig an mir vorbeihuscht.
vielleicht....
Ganz gewiss immer dann, wenn ich bereit bin, Gottes Liebe und seine Wärme den Menschen um mich herum weiter zu geben.
Ich bin gespannt!
Eine gesegnete Adventszeit!

Sonntag, 29. November 2015

Geduld

1. Tag

Eine kleine Gemeinde auf der Suche nach ihrer Bestimmung.
Immer wieder schwappte die Fragen nach oben: „Wozu sind wir hier?“, „Braucht es uns noch?“ „Macht das Sinn?“ Und ganz Ängstliche fragten sich: „Wie lange noch werden wir da sein?“ „Was bringt das“
Doch immer wieder erinnerte sie die eine oder andere und sagte: „Seid geduldig, liebe Geschwister bis Gottes Herrschaft kommt.“

Die Zeit schien endlos zu werden. Menschen verließen die Gemeinde, weil sie tot schien. Nichts wollte wachsen – weit entfernt von kostbarere Frucht der Erde.
Aber dies kleine Frage: „Was ist unser Auftrag für diesen Stadtteil?“ war wie ein Samenkorn in den Herzen der Menschen.
Hin und wieder bekam dieses Samenkorn Nahrung. Manche Predigt, mancher Hauskreisabend, manches Gespräch und Gebet war wie ein Regen auf trockenem Land. Gegenseitig stärkten und ermutigten sie sich nicht nachzulassen.

Langsam im Verborgenen wuchsen kleine Pflänzchen, erste zaghafte Schritte nach außen wurden versucht. Und die Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
Doch immer wieder waren da Menschen, die darauf vertrauten, dass das Reden Gottes auch heute noch hörbar ist.
So warteten sie – und hörten – und hörten – und warteten.
Geduld war gefragt.
Am Ende wird alles gut – wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Gelassenheit, großmütiges Warten und ein weites Herz – nicht Ungeduld – das war jetzt gefordert.
Es forderte sie heraus.
Sie gaben die Hoffnung nicht auf. Der Wunsch Gottes Reden heute zu hören, wuchs in ihren Herzen.
Sie wollten Gott nahe sein und den Menschen!

Eines Tages entstand in ihrer Nachbarschaft eine Notunterkunft für Flüchtlinge. Menschen aus der Gemeinde machten sich auf den Weg.
Sie halfen bei der Ankunft der Flüchtlinge. Sie sahen die Not und ihre Herzen schmerzten.
Sie öffneten ihre Kirche, sortierten Kleider und kochten Kaffee.
Die Menschen kamen: Helfer und Helferinnen – es machte die Runde, dass hie ein Ort war, wo man Gutes tun konnte.
Die Menschen kamen: Flüchtlinge – glücklich, dass es Menschen gab, die sich ihrer annahmen.
Und die Liebe Gottes brach sich Bahn. „Das hier ist ein heiliger Ort.“ sagte einer der Flüchtlinge. Seine Augen leuchteten dabei.

„So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe der Bauer wartet auf de kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.

Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.“

Wenn man fort fährt, um sich zu bilden

Manchmal muss man einfach raus - Fortbildung ist da eine gute Gelegenheit. Noch besser ist es, wenn die Fortbildung nicht gleich um die Ecke ist und wenn man am Ende reich beschenkt heimkommt - sozusagen der 6er unter den Fortbildungen.
Genau das ist mir geschehen.
Bei der Fortbildung "Seht die gute Zeit ist nah..." im Pastoralkolleg in Loccum.
Die Ergebnisse kann man in den nächsten Wochen in meinen Gottesdiensten hier hören und erleben.
Und ein kleines Blogschmankler ist auch noch rausgekommen:
Ab heute gibt es einen Adventskalender für Erwachsene.
Einen gesegneten Advent euch allen!