Donnerstag, 3. Dezember 2015

Im falschen Bus

5. Tag


H. ist eine Frau aus Nigeria. Wir kennen sie, weil sie vor gut zwei Wochen in der Notunterkunft für Flüchtlinge aufgetaucht ist, die wir ehrenamtlich betreuen. Sie ist nicht alleine, sie hat ein sehr kleine Kind bei sich. Es ist hier in Bayern geboren - viel zu früh und viel zu leicht für dieses Leben. Aber der kleine Junge hat einen riesigen Überlebenswillen. Und so werden er und seine Mama entlassen. Eigentlich sollen sie in eine Unterkunft in die Landeshauptstadt. Doch irgendetwas läuft schief und H. landet im Bus nach Stuttgart. Nun ist sie hier, kommt in eine Krankenhaus, weil es ihr nicht gut geht, wird entlassen und landet in "unserer" Notunterkunft.
Ich bin hell entsetzt, als ich sie treffe. eine wilde Geschichte wird in der Unterkunft über sie verbreitet. Ich kann es nicht glauben, sehe ihre Hilflosigkeit mit diesem kleinen Baby und rede ihr gut zu. Das wichtigste ist jetzt erst mal, dass sie professionelle Hilfe bekommt. Wir organisieren eine Hebamme, die nach ihr schaut und eine Kinderkrankenschwester. Sie bekommt Kleidung und auch der kleine Mann wird ausgestattet. Alltag mit Frühchen in der Notunterkunft  - nichts ist gut. Die Hebamme und die Kinderkrankenschwester kümmern sich liebevoll um sie. Und wir überlegen, wie es mit den beiden weitergehen kann. Das Wichtigste wäre, dass sie schnell registriert werden. Telefonate mit Verantwortlichen, einer schiebt es dem anderen zu, keiner traut sich unkonventionelle Entscheidungen zu treffen.

Und dann geht es ganz schnell. Nachmittags erfahren wir, dass H. in eine Landeserstaufnahmestelle verlegt wird - am nächsten Morgen. Nicht in die, die den Verantwortlichen vorgeschlagen wurde, wo wir wissen, dass eine gute Betreuung für Mutter und Kind vorhanden ist. 

Kontakte werden genutzt - das Hilfsnetzwerk über unseren Stadtteil hinaus in die nächste Stadt geknüpft. Und ich werde sie zum Bus begleiten. Ob der Kinderwagen, den wir ihr organisiert haben, mit darf, wissen wir noch nicht. Gepäckbeschränkung beim Transport von Flüchtlingen.....

Eine Ehrenamtliche aus dem Kleider-Café meint am Abend: Wenigstens hatte sie es in den letzten beiden Wochen gut!
Und unser Gebet ist, dass Gottes Segen sie auf ihrer Reise weiter begleite.