Freitag, 25. Dezember 2015

Gott spricht!

26. Tag (1. Weihnachtsfeiertag)


Hebräerbrief 1,1-3 (Basisbibel)

"Viele Male und auf vielfältige Weise hat Gott einst durch die Propheten zu den Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende dieser Tage, hat er durch den Sohn zu uns gesprochen.Ihn hat er zum Erben von allem eingesetzt. Durch ihn hat er auch die Welt geschaffen.Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens.Durch sein machtvolles Wort trägt er die ganze Welt. Er hat die Reinigung von den Sünden bewirkt. Dann hat er sich an die rechte Seite der Majestät Gottes in den Himmelshöhen gesetzt."


Hallo Gott!
Entschuldige, wenn ich so einfach hier reinplatze, aber mir ist gerade danach, mit dir zu reden.
„Euch ist heute der Heiland geboren, Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“ So hast du zu den Hirten auf dem Feld die Engel sagen lassen.

Irgendwie ja schon verrückt der Gedanke, dass du zu uns sprichst. 
Obwohl - wenn ich mir die Bibel zur Hand nehme - da bist du ja ständig am Reden.
Schon ganz am Anfang - du sprichst - und es entsteht. Du sagst etwas - und Neues ist geschaffen. Einfach so.
Unglaublich!
Oder Abraham - was hast du wohl zu im gesagt, dass er seine Sachen einfach so packen konnte und sich auf den Weg machte....
Und Mose - du unterhältst dich nicht nur mit ihm, er bekommt von dir auch die Lebensordnung für ganz Israel.
Oder die Propheten - Ansprechpartner für Krisensituationen und Umbrüche im Leben deines Volkes. Deine Sprachverstärker!
Tja - da hast du geredet - laut und deutlich. Hey, wenn ich ehrlich bin, das würde ich gerne auch mal erleben!
Kannst du mal mit mir reden? Ich hätte Sehnsucht danach. 
Wie? Du sprichst schon? Du wirst nicht gehört?

Wie muss sich das wohl für dich anfühlen, wenn du nicht gehört wirst?
Ist das so ähnlich, wie wenn meine Kinder mich und meine Wortflut mal wieder einfach ignorieren? 
War auch deshalb das Kommen deines Sohnes notwendig? Weil Taten manchmal lauter sprechen als die Worte?

Deshalb hast du deinen Sohn als ein Kind in die Welt kommen lassen, klein und verletzlich. Du machst dich angreifbar, bleibst nicht in deiner Höhe, sondern begibst dich auf unsere Augenhöhe. Und deine Liebe wurde sichtbar.
Das sieht man - dein Sohn, ein Abglanz deiner Herrlichkeit, ganz der Vater! Seine Sprache haben die Aussenseiter gut verstanden, da braucht es nicht viel Worte. Mit seiner Liebe traf der die Menschen mitten ins Herz – punktgenau! Seine Worte hatten heilende und befreiende Kräfte. Es war sich nicht zu schade, um die Höhen und Tiefen des Menschseins zu erfahren. In ihm warst du da. Du weintest die Tränen der Menschen, du warst in ihrer Angst, denn du hast mitgelitten. Du warst in der Not. Du warst in ihrem Tod, denn du hast in deinem Sohn selbst den Tod erlebt – aber auch überwunden. 
Du hast dich verschenkt.

Trotzdem - kannst du mal mit mir reden?
Hmm, du meinst also, dass ich dich nicht höre, weil ich zu beschäftigt bin?
Etwas weniger Worte meinerseits und mehr hören wäre auch hilfreich?
Vielleicht braucht es ja wirklich gar nicht so viele Worte. 
Ich ahne, dass dein Schweigen auch daher kommt, dass du mir nicht ins Wort fallen willst und du nur darauf wartest, dass ich mit Reden fertig bin.
Und manchmal habe ich das Gefühl, dass du deshalb auch nicht mehr sagst, weil eben schon alles gesagt ist und mein Handeln gefordert ist.
Wobei ich zugeben muss, dass die Angst vor der Veränderung meine Ohren hin und wieder verstopft. Ja, ich habe Angst, dass dein Reden Konsequenzen hat, mein bequemes Leben durcheinander wirbeln wird. Und ich hätte eigentlich schon gerne das Heft meines Lebens in der Hand. 
Zugegeben: Ich höre dich nicht, weil.... 
Ach, vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig....
Du hast schon gesprochen - du sprichst durch deinen Sohn.

Kannst du dich mal bitte um meine Ohren kümmern? Ich schweige jetzt

Stille

Amen




(gehalten am 25.12.2015, Pauluskirche Stuttgart-Vaihingen)