26. Tag (1. Weihnachtsfeiertag)
Hebräerbrief 1,1-3 (Basisbibel)
"Viele Male und auf vielfältige Weise hat Gott einst durch die Propheten zu den Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende dieser Tage, hat er durch den Sohn zu uns gesprochen.Ihn hat er zum Erben von allem eingesetzt. Durch ihn hat er auch die Welt geschaffen.Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens.Durch sein machtvolles Wort trägt er die ganze Welt. Er hat die Reinigung von den Sünden bewirkt. Dann hat er sich an die rechte Seite der Majestät Gottes in den Himmelshöhen gesetzt."
Hallo
Gott!
Entschuldige,
wenn ich so einfach hier reinplatze, aber mir ist gerade danach, mit dir zu
reden.
„Euch ist heute der Heiland geboren,
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines
Wohlgefallens!“ So hast du zu den Hirten auf dem Feld die Engel sagen lassen.
Irgendwie
ja schon verrückt der Gedanke, dass du zu uns sprichst.
Obwohl - wenn ich mir
die Bibel zur Hand nehme - da bist du ja ständig am Reden.
Schon ganz am Anfang - du sprichst - und es entsteht. Du
sagst etwas - und Neues ist geschaffen. Einfach so.
Unglaublich!
Oder Abraham - was hast du wohl zu im gesagt, dass er seine
Sachen einfach so packen konnte und sich auf den Weg machte....
Und Mose - du unterhältst dich nicht nur mit ihm, er
bekommt von dir auch die Lebensordnung für ganz Israel.
Oder die Propheten - Ansprechpartner für Krisensituationen
und Umbrüche im Leben deines Volkes. Deine Sprachverstärker!
Tja - da hast du geredet - laut und deutlich. Hey, wenn
ich ehrlich bin, das würde ich gerne auch mal erleben!
Kannst du
mal mit mir reden? Ich hätte Sehnsucht danach.
Wie? Du
sprichst schon? Du wirst nicht gehört?
Wie muss
sich das wohl für dich anfühlen, wenn du nicht gehört wirst?
Ist das
so ähnlich, wie wenn meine Kinder mich und meine Wortflut mal wieder einfach
ignorieren?
War auch
deshalb das Kommen deines Sohnes notwendig? Weil Taten manchmal lauter sprechen
als die Worte?
Deshalb
hast du deinen Sohn als ein Kind in die Welt kommen lassen, klein und verletzlich.
Du machst dich angreifbar, bleibst nicht in deiner Höhe, sondern begibst dich
auf unsere Augenhöhe. Und deine Liebe wurde sichtbar.
Das sieht
man - dein Sohn, ein Abglanz deiner Herrlichkeit, ganz der Vater! Seine Sprache
haben die Aussenseiter gut verstanden, da braucht es nicht viel
Worte. Mit seiner Liebe traf der die Menschen mitten ins Herz – punktgenau! Seine
Worte hatten heilende und befreiende Kräfte. Es war sich nicht zu schade, um
die Höhen und Tiefen des Menschseins zu erfahren. In ihm warst du da. Du
weintest die Tränen der Menschen, du warst in ihrer Angst, denn du hast mitgelitten.
Du warst in der Not. Du warst in ihrem Tod, denn du hast in deinem Sohn selbst
den Tod erlebt – aber auch überwunden.
Du hast dich verschenkt.
Trotzdem
- kannst du mal mit mir reden?
Hmm, du
meinst also, dass ich dich nicht höre, weil ich zu beschäftigt bin?
Etwas
weniger Worte meinerseits und mehr hören wäre auch hilfreich?
Vielleicht
braucht es ja wirklich gar nicht so viele Worte.
Ich ahne,
dass dein Schweigen auch daher kommt, dass du mir nicht ins Wort
fallen willst und du nur darauf wartest, dass ich mit Reden fertig bin.
Und
manchmal habe ich das Gefühl, dass du deshalb auch nicht mehr sagst, weil
eben schon alles gesagt ist und mein Handeln gefordert ist.
Wobei ich
zugeben muss, dass die Angst vor der Veränderung meine Ohren hin und
wieder verstopft. Ja, ich habe Angst, dass dein Reden Konsequenzen hat,
mein bequemes Leben durcheinander wirbeln wird. Und ich hätte eigentlich schon
gerne das Heft meines Lebens in der Hand.
Zugegeben: Ich höre dich nicht, weil....
Ach, vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig....
Du hast
schon gesprochen - du sprichst durch deinen Sohn.
Kannst du
dich mal bitte um meine Ohren kümmern? Ich schweige jetzt
Stille
Amen
(gehalten am 25.12.2015, Pauluskirche Stuttgart-Vaihingen)